ASEAN Case Study: Die Automobilbranche und General Motors

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Während seit Ende 2015 die ASEAN Wirtschaftsgemeinschaft die nächste Stufe erreicht hat, wägen viele Unternehmen nun ab, ob sie ihre Tätigkeiten in die Region verlagern sollen. Jedoch bleibt die Frage bestehen, welches der zehn ASEAN Länder am besten für die Unternehmung geeignet ist. Deshalb ist es sinnvoll, Unternehmen, die in der Vergangenheit den Sprung nach ASEAN gemacht haben genauer unter die Lupe zu nehmen und deren Beweggründe zu verstehen. Im Folgenden untersuchen wir die Expansion General Motors in die Region und bieten einen Überblick über deren Tätigkeiten in einigen ausgewählten Ländern.

Warum ASEAN?

ASEAN ist eine Region mit 10 Staaten, einer Bevölkerung von ca. 600 Millionen Einwohnern (die 28 Staaten der EU zählen insgesamt 506 Millionen) und einem Bruttoinlandsprodukt nur knapp hinter dem Chinas und Japans. Als Einheit gesehen, ist die südostasiatische Staatengemeinschaft der fünftgrößte Automobilmarkt der Welt.

Im Jahr 2014 spaltete GM seine Asienaktivitäten in zwei verschiedene Geschäftseinheiten auf – eine, die sich komplett auf China fokussiert, und die andere, die für ASEAN sowie die verbleibenden asiatischen Länder und den Mittleren Osten zuständig ist. Die ASEAN-Einheit nennt sich GM International und das Hauptquartier befindet sich in Singapur. Für viele Unternehmen ist Singapur der perfekte Ausgangsort für weitere Unternehmungen innerhalb der ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft, um die Vorteile derer rapide wachsenden Märkte zu nutzen.

Laut Tim Zimmerman, President von General Motors, Southeast Asia Operations, „bieten die Märkte ASEANs aufgrund der hohen Bevölkerungszahl, der wachsenden Mittelschicht, und der zunehmenden Notwendigkeit für Mobilität, eine einzigartige Gelegenheit für Wachstum“. Deshalb gibt es guten Grund zur Annahme, dass langfristiges Wachstum in den aufstrebenden Märkten der Region möglich ist.

GMs Entscheidung, den Geschäftsbetrieb aufzuteilen, geschah auf Grundlage von Unternehmensberatungen wie der Boston Consulting Group, die Unternehmen dazu aufrufen, den Blick von den BRIC-Staaten abzuwenden, hin zu südostasiatischen Ländern wie Indonesien, Malaysia und Thailand.

Die Geschäftstätigkeiten der beiden asiatischen Sparten des amerikanischen Autoherstellers sind die größten Einkommensquellen des Mutterkonzerns, abseits des Heimatmarktes – mit einem Umsatz von 27,69 Milliarden USD (30,4 Milliarden EUR) und einem Vorsteuergewinn von 2,19 Milliarden USD (ca. 2 Milliarden EUR).

Die Aufspaltung des asiatischen Geschäfts erlaubt es sich in China komplett auf den weltgrößten Automarkt zu konzentrieren. In ASEAN wiederum plant der Konzern die Einführung von 40 neuen Modellen bis Ende 2015; die meisten davon sind Mittelklassewagen und LKWs.

 

Singapur

Während es in Singapur keine Autohersteller gibt (wobei Teile und Zubehör im Stadtstaat produziert werden), ist die ehemalige britische Kolonie das Basislager für viele Führungskräfte, die in Südostasien Geschäfte tätigen. Singapur überzeugt mit einem stabilen Geschäftsumfeld und einer dynamischen Wirtschaft.

Das Land war sehr erfolgreich darin, Großkonzerne wie General Motors anzulocken, da eine spartanische Körperschaftsteuer von 17 Prozent erhoben wird, und weitere finanzielle Anreize gewährleistet werden.

 

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Lim Kok Kiang, Assistent Managing Director des Singapore Economic Development Boards fasst es so zusammen: „Mit unserer geschäftsfreundlichen Umgebung, exzellenter Anbindung und Infrastruktur und einem gut ausgebildeten Arbeitnehmerpool ist Singapur der ideale Standort für Unternehmen mit einer internationalen Präsenz wie GM, um ihr Geschäftsfeld in Asien und der Welt zu verwalten und wachsen zu lassen.“

Im Jahr 2014 transferierte das Unternehmen die meisten seiner nicht-chinesischen Geschäftstätigkeiten von Shanghai nach Singapur. Wenn man sich  die Geschichte der Unternehmungen des Konzerns in der Region genauer ansieht, kann man daraus viele Erkenntnisse ziehen, wenn man die jetzigen Trends verstehen will. 1993 richtete General Motors sein Asien-Pazifik Hauptquartier in Singapur ein. Als um die Jahrtausendwende der Automarkt in China boomte, zog das Unternehmen 2004 nach Shanghai um. Nun, da sich die Windrichtung wieder geändert hat, ist GM wieder in Singapur, um unter anderem Vorteile aus dem Markt ASEANs zu ziehen. Tatsächlich ist die Niederlassung im Inselstaat für den Vertrieb und Marketing, Produktplanung und Unternehmenskommunikation nicht nur für die ASEAN Region zuständig, sondern auch für Afrika, Indien, Südkorea und den Mittleren Osten. Des Weiteren leitet Singapur auch Chevrolets europäische Tätigkeiten sowie die Luxusmarke des Konzerns Cadillac. Für General Motors ist Singapur ganz klar ein Premiumstandort für die Geschäftstätigkeiten.

„Von Singapur aus kann man innerhalb von 7 bis 8 Stunden alle Märkte erreichen. Singapur bietet eine großartige Infrastruktur sowie einen vereinfachten Markteintritt um einen Regionalhub zu erschaffen. Am bedeutsamsten ist jedoch, dass es einen riesigen Talentpool gibt, aus dem wir für unsere Geschäftstätigkeiten rekrutieren“, so Stefan Jacoby, International President von GM.

 

Thailand

Obwohl alle Marktsegmente in Thailand wegen des Militärcoups vor kurzem einen Dämpfer hinnehmen mussten, und Autoverkäufe um 30 Prozent in der ersten Hälfte von 2014 gefallen sind, hat GM Pläne verkündet, neue Fabriken zu eröffnen; als zusätzliche Erweiterung von bereits bestehenden.

Thailand ist das Detroit oder Wolfsburg der ASEAN Region. Im Jahr 2013 produzierte das Königreich um die 2,5 Millionen Autos: 1,4 Millionen Nutzfahrzeuge sowie 1,1 Millionen PKWs. Insgesamt 40 % der Fahrzeuge wurden exportiert; in erster Linie an südostasiatische Länder.

Thailand ist strategisch gut situiert um in die ASEAN-Staaten zu exportieren. Die Regierung hat Rahmenbedingungen geschaffen, die der Autoherstellung sehr dienlich sind, wie z.B. es ausländischen Investoren zu erlauben, die Mehrheit der Anteile an Montageanlagen zu halten, und so Investoren die Freiheit gegeben, Zubehör und weitere Teile aus anderen Ländern zu importieren.

Die Modalitäten der ASEAN Freihandelszone sind für Automobilhersteller wie GM von Vorteil: Exporte von Autoteilen sowie fertigen Fahrzeugen werden innerhalb ASEANs mit maximal fünf Prozent verzollt.

 

Indonesien

Thailand ist jedoch nicht das einzige Land, in dem General Motors Präsenz zeigt. Indonesien ist ein rapide wachsender Markt mit einem großen Angebot an Arbeitskräften zum Niedriglohn.

Nachdem die Unternehmungen in Indonesien im Jahr 2005 zum Stillstand kamen, versucht GM wieder sein Glück im Land – 2014 hat der Konzern USD 150 Millionen (EUR 136 Millionen) investiert, um dessen alte Fabrik in Bekasi, Wes Java wiederzueröffnen, um unter anderem 7-Sitzer SUVs (Sports Utility Vehicle) für den lokalen Markt zu produzieren. Es wurde jedoch in 2015 verkündet, dass die Fabrik wieder geschlossen werden soll, weil der amerikanische Herstellers seine Autos nicht unter wettbewerbsfähigen Preisen anbieten kann. Der Markt ist definitiv da – japanische Firmen waren in der jüngsten Vergangenheit sehr erfolgreich – aber die richtige Nische zu finden kann trotzdem sehr schwer sein.

 

Vietnam

General Motors ist seit 1993 in Vietnam, als das Unternehmen ein Joint Venture mit einem Staatsunternehmen einging. Durch gesunkene Zinsraten und verbesserte Liquidität sind Verkaufszahlen in Vietnam gestiegen. Das Land hat eine schnell wachsende Mittelklasse samt steigenden Löhnen und dem Verlangen, das landestypische Transportmittel, das Motorrad, hinter sich zu lassen.

Obwohl der Wettbewerb für Automobilhersteller in der Region zunimmt, hat Vietnam angekündigt, die heimische Autoindustrie aggressiv auszubauen. Einer der Hauptgründe dieses Ziel zu formulieren ist, dass falls das Land komplett auf Importe baut, wird dies die Devisenbilanz negativ beeinflussen. Zusätzlich hat die Autoindustrie das Potential, tausende von Arbeitsplätzen und eine solide Wirtschaftsbasis für Zulieferer sowie sonstige unterstützende Industrien zu schaffen.

Vietnam wird in den nächsten Jahren auch den Zolltarif auf Autoimporte aus ASEAN-Staaten reduzieren. Der jetzige Importtarif 20 % soll 2017 auf 10 % reduziert werden, und schließlich im Jahr 2018 auf 0 % gesetzt werden. Trotz dieser Tarifreduzierung hat der Volkskongress beschlossen, dass die Sonderkonsumsteuer gleich bleiben wird.

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Laos

Während Laos immer noch eines der am wenigsten entwickelten Länder in Asien ist, erfährt es gerade einen wirtschaftlichen Aufschwung – im Jahr 2013 betrug das Wirtschaftswachstum 8,3 %. Das Pro-Kopf-BIP liegt inzwischen über 3.100 USD (2.800 EUR). Da das Land 2013 der WTO beigetreten ist, werden zahlreiche wirtschaftliche Reformen erwartet, und man kann von einem Wachstum des Exportsektors ausgehen. Fahrzeugverkäufe sind in Laos noch sehr schwach, im Jahr 2013 wurden nur 3.500 Vehikel verkauft. Diese Nummer soll sich aber in den nächsten 10 Jahren vervierfachen. GM ist einer der Autohersteller, der schon im Land tätig ist, in Erwartung einer starken Nachfrage. Im April 2013 hat GM eine Verkaufsniederlassung zusammen mit einem lokalen JV-Partner in der Landeshauptstadt Vientiane eröffnet.

 

Was heißt dies für mein Unternehmen?

Wie man daraus schließen kann, bietet ASEAN viele Möglichkeiten für internationale Unternehmen. Obwohl Singapur viele Unternehmen anzieht – wenn auch nur als regionales Hauptquartier – entpuppen sich die restlichen ASEAN Länder als attraktive Kandidaten für eine Vielzahl an Geschäftstätigkeiten. Während Thailand, Indonesien und Vietnam Standorte sind, die auf jeden Fall in Betracht gezogen werden sollten, sind die neuen Anwärter wie z.B. Laos und Myanmar auch zu beobachten.

 

 

 

 

 

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Fabian Knopf, Senior Associate, Head of German Desk, Dezan Shira & Associates Fabian.Knopf@dezshira.com

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