Deutsche Direktinvestitionen in ASEAN Teil 3: Malaysia und Myanmar

Posted by Written by Piet Flintrop Reading Time: 6 minutes

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Deutsche Direktinvestitionen in den zehn Mitgliedsstaaten der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und haben das Potential in den kommenden Jahren noch weiter zu wachsen. Im ersten Teil dieses fünfteiligen Artikels haben wir deutsche Investitionen in Brunei und Kambodscha analysiert. Im zweiten Teil wurden anschließend Indonesien und Laos abgedeckt. Als nächstes werfen wir einen Blick auf Malaysia und Myanmar.

Malaysia

Mit Platz 28 in dem Market Potential Index 2018 repräsentiert Malaysia einen schnell wachsenden Markt mit großem Potential für deutsche Produkte.

Außerdem steht das Land auch auf Rang 15 des Ease of Doing Business Index 2018 der Weltbank. Malaysia ist für seine herausragenden Leistungen im Bereich des Schutzes von Minderheitsanlegern und der Erteilung von Baugenehmigungen bekannt. Damit bleibt Malaysia ein attraktives Investitionsziel für deutsche Unternehmen innerhalb der ASEAN. Im Jahr 2017 haben deutsche Unternehmen insgesamt 481 Millionen US-Dollar in das Land investiert.

FDI Inflow in Malaysia_DE

Deutsch – Malaysische Beziehung im Überblick

2018 exportierte Deutschland Produkte im Wert von 6,11 Milliarden US-Dollar nach Malaysia. Die Exportzahlen waren in den letzten Jahren überwiegend konstant. Deutschland hat 2018 Produkte im Wert von 10,6 Milliarden US-Dollar aus Malaysia importiert. Der Wert importierter Produkte aus Malaysia ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Importiert werden hauptsächlich Elektronik sowie elektrisches und elektronisches Equipment.

German exports to Malaysia (2017)_DE

Einige deutsche Unternehmen, wie Siemens, Audi, BMW und MAN haben ihren Geschäftsbetrieb in Malaysia bereits etabliert. Besonders für Unternehmen aus Bayern, eines der wichtigsten Bundesländer für die High-Tech Produktion Deutschlands, ist Malaysia attraktiv. Erst kürzlich hat die Bayrische Gesellschaft für internationale Wirtschaftsbeziehungen eine Absichtserklärung mit Malaysia unterzeichnet, welche die Verbesserung der Zusammenarbeit der beiden Regionen im High-Tech Bereich zum Ziel hat. Malaysia ist mit seinem strategischen Standort, dem Zugang zum ASEAN-Markt und seinem Wunsch nach Zukunftstechnologien ein attraktives Ziel für deutsche Tech-Unternehmen.

Malaysische Investitionsprognose

Mit einer konstanten jährlichen Wachstumsrate von etwa 4,5 Prozent und den einfachen Markteintrittsbedingungen bietet Malaysia perfekte Vorrausetzungen für deutsche Unternehmen. Mit dem Ziel bis 2030 45 Prozent der Bevölkerung zu qualifizierten Arbeitskräften zu entwickeln, führt Malaysia außerdem Programme zur Verbesserung der Qualifikation seiner Arbeitskräfte durch. Insbesondere ausgerichtet auf das Streben nach Industrie 4.0 werden verschiedene Qualifikationsprogramme ausgerichtet.

Malaysia ist stark von Importen medizinischen Equipments abhängig. Dies bietet deutschen Unternehmen große Chancen nach Malaysia zu exportieren, Produktionsstätten aufzubauen oder Maschinen für unabhängige Produktionen bereitzustellen. Das Streben der malaysischen Regierung, einer der regionalen Zentren für den Gesundheitstourismus zu werden, unterstützt die deutschen Unternehmen, welche nach Malaysia exportieren oder sich dort niederlassen wollen.

Intelligente Fertigungsverfahren und Industrie 4.0 werden in Malaysia immer beliebter. Da Deutschland in diesem Bereich die führende Nation Europas ist, begrüßt Malaysia deutsche Investitionen. Sie sollen dem Land helfen ein regionales High-Tech Zentrum zu werden. Das Austauschprogram „Malaysian Engineers – Made in Germany“ bietet jungen malaysischen Ingenieuren die Chance Einblicke in deutsche Technologien zu erhalten und dann bei dem Aufbau von Werken in Malaysia zu helfen. Insbesondere der deutsche Maschinenbausektor kann von dieser steigenden Nachfrage nach Importen stark profitieren.

Außerdem gibt es steigende Chancen in dem Chemiesektor, welcher ebenso steigendes Wachstum erwartet. Insbesondere die Pharmaindustrie, Konsumgüter und Produkte für den Konstruktionssektor werden weiterhin hohe Wachstumsraten durch eine steigende Nachfrage erfahren.

Bezüglich der Energieversorgung fokussiert die Regierung eine Diversifizierung an und möchte den Anteil erneuerbarer Energien an dem gesamten Energieprodukt bis 2020 von 2 auf 20 Prozent erhöhen (ohne Wasserenergie).  Auch dies bietet deutschen Unternehmen große Chancen, da ein Großteil des Wissens, der Werke und der Investitionen in diesem Bereich aus dem Ausland kommt.

Wiederaufleben des Flugzeug-Produktionszentrums

Das Zentrum in Subang, welches vor einigen Jahren bekannt wurde, soll wiederaufgelebt werden. Es hat das Potential das größte regionale Luftfahrtzentrum zu werden. Mit den neusten Anforderungen nach zusätzlichen Investitionsmöglichkeiten will die Regierung den Industriepark wiederaufbauen. Die Regierung und private Organisationen wollen den Park zu einem der größten regionalen Dienstleistungsanbieter für die Luftfahrt entwickeln.

Strategisch in der ASEAN gelegen, welche eine der weltweit schnellst wachsenden ökonomischen Regionen ist, kann das Zentrum als Zulieferer und Instandsetzungsstützpunkt vieler großer Volkswirtschaften dienen. Deutsche High-Tech Unternehmen, welche Dienstleistungen für die Luftfahrtindustrie anbieten, können die Möglichkeit nutzen bei dem Aufbau regionaler Zentren zu helfen.

Labuan – Chancen im Offshore-Sektor

Labuan ist eine kleine Insel inmitten Malaysias, welche ein liberales Steuersystem und andere Anreize bietet. Insbesondere die vereinfachten Bedingungen zur Errichtung eines Unternehmens sowie die günstigen Preise sind besonders interessant für Unternehmen, welche den ASEAN-Markt neu betreten wollen.

Während Labuan Teil Malaysias und damit der ASEAN ist, bietet es Offshore-Unternehmen die perfekten Möglichkeiten, einen regionalen Standort zu eröffnen und damit Zugang zu dem ASEAN-Markt zu erhalten.  Gleichzeitig bietet Labuan im Vergleich zu Singapur, welches bislang als Zentrum für Offshore-Unternehmen mit Investitionszielen in ASEAN galt, günstigere Preise.

Risikoanalyse

Malaysia hat in den letzten Jahren, insbesondere mit der Hilfe Chinas, einige Investitionsprojekte vorgestellt, welche von Hochgeschwindigkeitszügen bis hin zu einer vollständig neu errichteten Stadt namens „Forest City“ reichten. Große Teile dieser Projekte wurden untersucht und von der Regierung gestoppt, da sie das Budget der Regierung überschritten.  Diese war jüngst mit einigen Problemen konfrontiert.

Insbesondere in Hinsicht auf die Bestrebungen in Richtung Industrie 4.0 und der High-Tech Industrie hat Malaysia mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Einerseits muss das Qualifikationslevel der Arbeitskräfte erhöht werden, um der Nachfrage internationaler und lokaler High-Tech Unternehmen gerecht zu werden. Andererseits könnte die Nähe zu Singapur, welches bereits ein High-Tech Zentrum ist, zu einem potenziellen Problem werden, da einige deutsche Unternehmen dort bereits Niederlassungen eröffnet haben und nicht genügend Anreize sehen, ihre Niederlassungen nach Malaysia zu verlegen.

Myanmar

Mit seiner stark wachsenden Wirtschaft repräsentiert Myanmar einen Markt mit immensem Investitionspotential für deutsche Unternehmen. Mit den ständigen FDI-Zuflüssen der letzten Jahre und der strategischen Lage zwischen China und Indien ist Myanmar ein attraktives Ziel für Investoren.

FDI Inflow in Myanmar_DE

Deutsch-Burmesische Beziehung im Überblick

Obwohl die Exporte in den letzten Jahren gesunken sind, hat Deutschland 2018 Produkte im Wert von 144,5 Millionen US-Dollar nach Myanmar exportiert. Deutsche Importe sind dagegen gestiegen und haben 2018 einen Wert von einer Milliarden US-Dollar erreicht, was ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr ist. Deutsche Importe aus Myanmar belaufen sich überwiegend auf Textilien und Schuhe.

German exports to Myanmar 2017)_DE

Bisher haben nicht viele deutsche Unternehmen den Schritt in den burmesischen Markt gewagt. In letzter Zeit haben insbesondere Energie- und Infrastrukturprojekte die Aufmerksamkeit deutscher Unternehmen auf sich gezogen, welche in Myanmar investieren und ihr Unternehmen erweitern wollen. Mit der erst kürzlich erfolgten Öffnung Myanmars erhöhen sich die Wege der Mitwirkung schnell.

Investitionsausblick

Mit Wachstumsraten von über sechs Prozent in den letzten Jahren sowie den Maßnahmen der Regierung zur Öffnung der Wirtschaft, wird Myanmar für Investoren immer interessanter. Die Reformen des Bankensektors und die Markteintrittsliberalisierung für ausländische Banken machen Investitionen in die lokale Wirtschaft noch attraktiver.

Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie steuert zwei Drittel zur gesamten Güterproduktion des Landes hinzu. Internationale Marken haben die immensen Investitionsmöglichkeiten bereits entdeckt und verlegen Produktionsstätten nach Myanmar. Deutschland mit seinem starken Maschinenbausektor kann sich hier als Importvermittler positionieren.

Seit Abschaffung der Sanktionen hat der Textilsektoren in Europa und in den USA eine Expansion erlebt, welche die Exporte in den letzten fünf Jahren verdreifacht hat. Ein Großteil der Exporte Myanmars sind Textilien. Etwa 400 Fabriken sind in dem Sektor aktiv; 171 dieser stehen vollständig unter ausländischem Eigentum.

Außerdem wurde der Verkauf von Rechten zur Öl- und Gasexploration für 2019 angekündigt. 18 Onshore und 12 Offshore Blocks werden angeboten. Deutsche Technologieunternehmen können insbesondere als Zuliefererunternehmen für Maschinen und High-Tech Equipment dienen.

Auch erneuerbare Energien bieten Chancen für deutsche Investoren. Solar- und Windenergie werden in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Deutsche Unternehmen können hier insbesondere mit Wissen und High-Tech Equipment dienen.

Die gemeinsame Grenze mit China und Chinas immense Infrastrukturpläne im Rahmen der Belt and Road Initiative werden zukünftig weitere Chancen schaffen. Mit seinen geringen Löhnen ist Myanmar eine gute Alternative für Unternehmen, die ihre Niederlassungen aus China rausverlegen, aber den chinesischen Markt trotzdem bedienen möchten.  Sonderwirtschaftszonen sind bereits in Planung und im Bau.

National Logistics Master Plan

Der National Logistics Master Plan zielt darauf ab Myanmar mit seinen Nachbarstaaten zu verbinden und den wirtschaftlichen Austausch anzukurbeln. Gleichzeitig soll Myanmars Wettbewerbsfähigkeit als Produktionszentrum erhöht werden. Der Plan verbindet China und Indien im Norden mit den Wirtschaftszentren in Yangon und Mandalay sowie dem südlichen Wirtschaftskorridor.

Dieser verbindet Myanmar weiter mit Thailand und Kambodscha und bietet immense Möglichkeiten für Zuliefererfirmen, welche Produkte für thailändische Fabriken in Myanmar produzieren wollen.

Risikoanalyse 

Myanmar bietet zwar immense Chancen, aber auch viele Risiken.

Die Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte ist gering und bietet keine Möglichkeit für komplexe Produktionsaktivitäten im Land. Erst kürzlich hat die Regierung den lokalen Bildungsmarkt, insbesondere für ausländische Bildungsanbieter, geöffnet.

Der große Einfluss Chinas, welcher insbesondere durch die große Mehrheit Chinas am Gesamt-FDI zu erkennen ist, kann auch einen potenziellen Risikofaktor darstellen. Chinas Kontrolle über die Infrastrukturprojekte, speziell im Norden des Landes, kann auch schädliche Effekte haben.

Im vierten Teil dieses fünfteiligen Artikels werden wir einen Blick auf deutsche Direktinvestitionen auf den Philippinen und in Singapur werfen.

ASEAN Briefing wird von Dezan Shira & Associates produziert. Mit Büros in ChinaHongkongIndienIndonesienSingapurRussland und Vietnam unterstützt das Unternehmen Investoren in Asien.

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