Frauen in der Arbeitswelt der ASEAN Region – Teil 2

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Im zweiten Teil der dreiteiligen Serie beschäftigt sich ASEAN Briefing weiter mit der Beteiligung von Frauen an regionalen Arbeitsmärkten.

Es ist für ausländische Investoren und internationale Unternehmen wichtig, die Erwerbstätigenquote von Frauen in der gesamten ASEAN-Region zu erfassen und vorauszuberechnen. Egal in welche Region investiert werden soll, bei der Betrachtung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums kann der Grad der weiblichen Erwerbsbeteiligung auf dem Arbeitsmarkt die Perspektiven von multinationalen Unternehmen beeinflussen, was in  aufstrebenden Wirtschaftsregionen wie Südostasien besonders wichtig ist.

Eine zunehmende Beschäftigung von Frauen kann darauf hinweisen, wie gut die wirtschaftliche Konjunktur ist und ermöglicht Prognosen bezüglich zukünftig verfügbarer Arbeitskräfte. Solche Faktoren können bei der Auswahl eines Investitionsstandorts eine entscheidende Rolle spielen. Im Zuge dessen wird in diesem Artikel die Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt in drei großen ASEAN-Volkswirtschaften, nämlich Thailand, Indonesien und den Philippinen, dargestellt.

 
Thailand

Die Beschäftigungsquote Thailands zeigt, dass Männer häufiger als Frauen eingestellt werden. Das Wissen über die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist ein wichtiger Hinweis für die Gesamtstärke der thailändischen Wirtschaft. Männer werden in der Regel häufiger als Frauen eingestellt, was besonders in Zeiten nachlassender Konjunktur der Fall ist. Jedoch spielen die weiblichen Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt eine größere Rolle als jemals zuvor. Die weibliche Beschäftigungsquote ist in Thailand höher als der asiatische Durchschnitt.

Einhergehend aus dem stetig wachsenden Anteil der qualifizierten Arbeitskräfte in Thailand, fingen viele Frauen seit 2012 an, zur Suche von offiziellen Beschäftigungsverhältnissen überzugehen. Seit einem Jahrzehnt sind thailändische Frauen nun im formellen Sektor auszumachen. Laut der Weltbank waren  2008 45,4 Prozent der Frauen in Industrien jenseits der Landwirtschaft beschäftigt. Der Privatsektor hat viel zum Anstieg der Frauenerwerbsquote beigetragen. Infolgedessen wird in eigenen Bereichen die Aussicht auf eine in Schwung kommende Wirtschaft den weiblichen Fachkräften zugeschrieben. Darüber hinaus wird Thailand auch weiterhin große Fortschritte bei der Gleichstellung auf dem Arbeitsmarkt machen.

 

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Indonesien

Wie in den meisten ASEAN-Staaten ist die Geschlechterungleichheit ein Problem in Indonesien. Es ist zweimal wahrscheinlicher für Frauen im informellen Sektor zu erhalten, wobei sie dabei weniger Geld als Männer für dieselbe oder ähnliche Arbeit erhalten. 2009 gab das CIA World Factbook an, dass Indonesien eine Erwerbsbevölkerung von 79,5 Millionen Männern und 78,9 Millionen Frauen hatte.

In Indonesien bestehen große Unterschiede zwischen der Erwerbstätigenquote (im Verhältnis zur Bevölkerung) von Frauen und von Männern. Die Frauenerwerbsquote ist sehr gering und viele Frauen geben an, dass sie voll und ganz mit der Haushaltsführung beschäftigt sind. Dies lässt sich auch in vielen anderen ASEAN-Ländern beobachten. Während Männer als Arbeitnehmer berufstätig sind, arbeiten Frauen eher unbezahlt in Privathaushalten. Somit übersteigt die Erwerbsquote von Männern die von Frauen in jeder Altersgruppe. Das durchschnittliche Monatseinkommen von weiblichen Beschäftigten liegt bei 475,192 Rupien (52 US$), das von Männern bei 654,371 Rupien (72 US$). Die durchschnittliche Arbeitszeit von Frauen beträgt im Durchschnitt 93,18 Prozent der männlichen Arbeitszeit, während männliche Arbeitnehmer fast 1,38-mal so viel wie Frauen verdienen.

Der Versuch, die weibliche Erwerbsquote in Indonesien zu erhöhen, hat sich bisher als problematisch herausgestellt. Allerdings wurden seitens der Regierung Lösungsmaßnahmen vorgeschlagen. Ziel der indonesischen Regierung ist es, die Frauenerwerbsquote durch die Umsetzung verschiedener Richtlinien und Programme zu erhöhen. Einige von ihnen umfassen eine öffentliche Kampagne, die ein für weibliche Arbeitnehmerinnen geeignetes Arbeitsumfeld (z.B. durch entsprechende Sanitäranlagen) gewährleisten soll. Zudem wurde eine Arbeitsgruppe zur geschlechterübergreifenden Chancengleichheit  und zu Gleichstellungsprogrammen aufgestellt.

 
Die Philippinen

Die Frauenerwerbsquote des Landes hat sich seit Jahren stetig erhöht. Dies ist ein Indiz dafür, dass mehr Frauen in den Philippinen eingestellt werden (obwohl diese Entwicklung noch langsam verläuft). Einer Umfrage vom Oktober 2013 zufolge, stieg die Frauenerwerbsquote 2012 um 0,1 Prozentpunkte, auf 49,8 Prozent, während der Vergleichswert bei Männern zurückgegangen. Die Anzahl weiblicher Regierungsbeamte, Geschäftsinhaberinnen und Führungskräften liegt schätzungsweise bei 2,5 Millionen, gegenüber 2,4 Millionen männlichen Beschäftigten in derselben Gruppe.

Obwohl sich die Frauenerwerbsquote im Jahr 2013 leicht erhöht hat, ist die Gesamterwerbsquote der Männer weiterhin höher. Frauen werden in den Phillipinen seltener als Männer eingestellt, was 2012 für eine Kluft zwischen den Geschlechtern in Sachen Beschäftigungsverhältnis sorgte. Frauen haben häufig eine geringere Auswahlmöglichkeiten, oder müssen gefährliche oder unbezahlte Tätigkeiten übernehmen. In vielen Berufen und Industrien finden Frauen zwar Jobs, werden aber schlechter als Männer bezahlt.

Die niedrigere Erwerbstätigenquote (LFPR) von Frauen gegenüber der von Männern steht symbolisch für die unzureichende Einbeziehung von Frauen als bezahlte Arbeitskräfte. Dies ist das Ergebnis schlechter Beschäftigungschancen sowie schlechter Arbeitsbedingungen, Unterschieden im Personalbereich, unbezahlter Haus- und Betreuungsarbeit sowie beschränkter Pflegemöglichkeiten für Frauen gesehen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede liegen daran, dass Frauen begrenzten Zugang zu Ressourcen haben, einschließlich Bildung und Ausbildung, staatlichen Dienstleistungen, Kredit- und Finanzdienstleistungen. Die anderen Gründe sind u.a. Diskriminierung und Belastung durch Haus- oder Betreuungsarbeit.

 

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Die geschlechtergerechte Beschäftigung und anständige Arbeitsverhältnisse sind erforderlich, um Gleichstellung und integratives Wachstum in den Phillipinen zu erzielen. Um dies zu erreichen, müssen umfassende makroökonomische Maßnahmen eingeleitet werden, welche die Beschäftigungschancen verbessern können. Außerdem müssen Richtlinien und Gesetze verabschiedet werden, um die Arbeitsbedingungen und den Sozialschutz zu verbessern und Frauen bei der Integration in den Arbeitsmarkt zu unterstützen.

 
Welche Bedeutung hat die verbesserte Frauenerwerbsquote für internationale Unternehmen?

Die Beschäftigung von Frauen kann die Beziehungen eines Unternehmens zu lokalen Bevölkerung und Geschäftspartnern verbessern. Dies kann für Unternehmen bei der Durchführung ihrer Geschäftsaktivitäten förderlich sein. Laut Usha Rao-Monari, Direktorin der Internationalen Finanz-Coporation (IFC) Sustainable Business Advisory: „Die Beteiligung von Frauen ist von entscheidender Bedeutung, um die Nachfrage nach Fachkräften in den Schwellenländern zu erfüllen. Die Investition in die Frauenbeschäftigung ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: Sie stärkt die Position der Unternehmen sowie der Gemeinden und ändert das Gesicht der Weltwirtschaft”.

Eine unzureichende Frauenerwerbsquote lässt sich in vielen ASEAN-Staaten deutlich erkennen. Einige Länder stehen schlechter da als andere, welches ebenfalls auf die konjunkturelle Situation hindeutet. Unternehmen sollten darauf besonderes Augenmerk legen, insbesondere wenn sie in Erwägung ziehen in solchen Ländern geschäftlich aktiv zu werden. Infolgedessen kann die Frauenbeschäftigung die Arbeitskräfte eines Unternehmens verstärken, indem sie ihre Kundenbasis repräsentiert und bessere Einblicke deren Vorlieben hat. Daher ist die Erfassung der Frauenerwerbsquote am Arbeitsmarkt bei der Suche nach einem Investitionsziel in der ASEAN-Region ein zentraler Aspekt, der nicht übersehen werden darf.

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